Fragen zu Stroh im Kopf? 1.8.08

Liebe vfb, ich habe in den letzten Tagen einige ihrer Bücher intensiv durchgearbeitet - insbesondere "Stroh im Kopf".
======= es heißt stroh im kopf? (mit FRAGEZEICHEN), weil es keine beleidigende aussage sondern eine provozierende frage ist!

Beim Durcharbeiten sind einige Fragen aufgetaucht.1)Im Buch "Stroh im Kopf" (47. Auflage) wird auf der Seite 212 unter der 3. Regel erklärt, dass das Gehirn nach 10 min "gehirn-gerechtes" Lernen 7 min nacharbeitet, auch wenn man im Fernsehsessel sitzt. Jahrelang wurde mir erklärt, dass Fernsehen direkt nach dem Lernen schädlich sei. "Die gelernten Infos würden von den neuen, die durch das Fernsehen vermittelt werden verdrängt." Kann das Gehirn die zu lernenden Infos auch optimal verarbeiten, wenn wir uns "nicht allzu sinnvollen" Dingen zuwenden, wie Fernsehen. Natürlich kommt es auch auf den Inhalt der Sendung an...das lassen wir bitte mal außen vor.
======= erstens, wenn die, die das behaupten, recht hätten, dürfte man pro tag nur 1 schulstunde haben, weil alle nachfolgenden das der vorherigen ja „löschen“ würden. zweitens wird wissen vor allem nachts, im tiefschlaf ins langzeitgedächtnis gebracht (weshalb man vor prüfungen eher MEHR als eniger schlafen muss!). drittens beziehen sich die minuten danach auf UNBEWUSSTE prozesse, von denen viele parallel ablaufen können...

2) Desweiteren habe ich mal gelesen, dass unser Gehirn nur eine bestimmte Anzahl von neuen Informationen aufnehmen kann.
===== sie meinen, daß man AUF EINMAL nur sieben einheiten ins kurzzeitgedächtnis (von einigen sekunden dauer!!) aufnehmen kann (erfoscht von einem gewissen miller, usa, ca. 1950-iger jahre). das bedeutet, daß man sieben ziffern aufnehmen kann, aber auch sieben zahlenpaare, weshalb man telefon-nummern in zweier- und dreiergruppen merken sollte, damit man sie lange genug im kopf behalten kann, bis man gewählt hat. mit normalen lernen hat dies wenig zu tun, denn: wenn wir wissensfäden haben, an die wir infos „anbinden“ können (das schafft ver-BIND-ungen) ist unser gehirn quasi limit-los!

Bringt Lernen an einem bestimmten Punkt nix mehr??? Wenn ich 9 Stunden in der Schule war und danach noch meine 3 Stunden Hausaufgaben hinter mir habe, ist der Speicher voll, so hieß es. Das wäre enorm schade, da ich erst am Abend zu meine "private" Englischstunde in Angriff nehme.
======= man kann pro tag nur eine gewisse menge isolierter fakten aufnehmen, da diese extrem kontraproduktiv sind. wer gehirn-gerecht lernt, ist nur von der zeit begrenzt (bis er zu müde wird und schlafen muß). wichtig ist vor allem das assoziative lernen, z.b. auch bei sprachen nach der birkenbihl-methode (vgl. video-clips bei vfb-tv auf der homapage!!).

3) Das bringt mich zu einem weiteren Punkt.Sie haben in "Stroh im Kopf" gesagt, sie würden erst abends bzw zur späten Stunde erst richtig in Fahrt kommen. Ich jedoch kann mich am Vormittag am besten konzentieren. Ist das eine unterschiedliche Veranlagung oder nur eine unterschiedliche Gewohnheit??
======= es gibt eindeutige veranlagungen, genetischer art. dies weiß man seit bahnbrechenden experimenten in den usa (vor ca. 30 jahren), als man leute in einem berg in kammern „sperrte“, ohne uhr, nur mit künstlichem licht und sie bat, ihren eigenen rhythmus zu FINDEN. nach ca. 2 wochen hatten die „nachtpersonen“ einen ausgeprägten nachtrhythmus angenommen. diese menschen wachen schwer und nur langsam auf, brauchen ca. 1 - 2 stunden, um „in die gänge zu kommen“, während tagmenschen schnell aufwachen, dafür aber abends müde sind, wenn die nachteulen erst wach werden, egal, ob sie 5 oder 8 std. schlafe gehabt hatten... meine eltern erzählten mir, daß ich vom ersten tag an so war, ich habe früh niemals erwachsene mit schreien gestört, weil ich in den morgenstunden immer besonders fest und lange schlief...

4) Auf Seite 285 im "Stroh im Kopf" ist ein interessantes Experiment, dass verdeutlichen soll, wie man schneller (gehirn-gerechter) einfache Sätze oder ähnliches sich merken kann. Die paar Zeilen konnte ich nach ca 37 sek auswendig - zweimal durchlesen. Das Ergebniss hat mich überrascht, da ich sonst enorme Probleme habe, mich Dinge Wort - für - Wort zumerken. Natürlich habe ich die "Schulvarinaten" verwendet...In der 8. Klasse mussten wir mal den Zauberlehrling auswendig lernen. Ich hatte schon 4 Wochen zuvor angefangen es auswendig zu lernen, vieler meiner Kameraden nur wenige Tage vor dem Termin. Ich hatte die schlechteste Note (4) von allen. Es gab ein sehr oft ne 1 oder 2. Das müsste der Beweis dafür sein, dass ich erstens Langsamlerner bin, und dass das Schulsystem für manche gar nicht so einen großen Nachteil darstellt. Echt schade, wenn ich dass alles damals gewusst hätte. Ich kann jedem raten sich "Stroh im Kopf" zu kaufen, vorallem den Neueinsteigern. Das ist das beste Buch von allen. (Jedoch finde ich persönlich, sowie alle in meiner Umgebung, die das Buch auch angefangen haben zu LESEN..., dass das Vorwort sehr langgezogen ist)
======= sie haben recht, es soll seit einigen ausgaben geändert werden, aber die neuen auflagen kamen immer schneller als geplant, so daß ich gerade nicht konnte, ich hoffe, wir schaffen es vor der 48. auflage!

5) Es wird außerdem auf das Schulsystem eingegangen. Vorallem das deutsche. Wie gut schneidet das Schulsystem im Vergleich mit der USA (ab)?
======== in der TEXT-schublade finden Sie einen text von GATTO, der aufzeigt, daß das US-system dem preußischen nachgebildet wurde, daher sind unsere probleme ähnlich. da viele andere europ. länder ähnliche schulsysteme aufgebaut haben, ditto. in meinem roman, in dem dem schulsystem DER PROZESS gemacht wird (vgl. kostenlose PODCASTS auf dieser homepage) verläuft der prozess in den usa (weil prozesse dort weit spannender sind), aber deutsche können jedes wort nachvollziehen, weil das schulsystem sehr stark vergleichbar ist...... und Russland ...??
====== ich kenne das russ. system nicht. ich weiß nur von betroffenen deutschen aus DDR-zeiten, daß die russ. rechen- und mathebücher damals mit abstand wesentlich besser waren, als alles, was wir wessies später dort (zwangs-)eingeführt haben... wenn das buch voller spannender beispiele ist (während die westlichen bücher farben, bilder und extrem doofe textaufgaben hatten), dann lernt man nicht nur mathematisch zu denken, sondern die normale bereitschaft des gehirns, nachvollziehbare probleme zu lösen, wird angesprochen. sind die aufgaben unrealistisch oder extrem unwahrscheinlich im bezug aufs eigene leben (wen interessiert schon, wieviele kacheln der swimming pool einer person brauchen würde, wenn man sich einen solchen im leben nie anschaffen möchte oder nie leisten könnte??), dann kann sich sowohl kein mathematisches denken entwickeln als auch keine motivation, solchen fragen überhaupt nachgehen zu wollen... schade, was wir so alles kaputtmachen mit sog. unterricht und hausaufgaben...

Gibt es vielleicht einen link für eine Studie oder ähnliches?? Das würde mich sehr interessieren.
======= ich kenne keinen, vielleicht googlen Sie mal selbst???

Wir haben in unserer Gegend ein paar Russen auf dem Gymnasien - vor allem Mädchen - die super Leistungen bringen. In jedem Fach, obwohl sie erst seit kurzem im Land sind. Ich vermute, dass sie in Russland frühzeitig ein Teil der gehirn-gerechten Lernmethoden unterrichten. Es ist enorm auffällig, dass sie zum einem extrem motiviert sind - (jeden Tag) - und das sie sich Dinge besser merken können. Siehe "Gedächnis wie ein Netz"
======= Ihre hypothese könnte wahr sein.

6) In unserer regulären letzten Englischstunde im vergangenen Schuljahr haben wir ein "Laufdiktat" gemacht. (Unsere Lehrein wusste nix mehr sinnvolles mit uns anzufangen) Ich wüsste gerne, ob ein Laufdiktat so sinnlos ist, wie ich es empfinde. Für denjenigen Leser, der das nicht kennt, erkläre ich es kurz. Der Lehrer hat einen Text in mehrere kleine Absätze unterteilt und auf extra Zettel geschrieben, sodass auf jeden Zettel ca 2 Sätze stehen. Diese Zettel wurden im Raum verteilt. Die Schüler finden sich in Gruppen zusammen. Einer in der Gruppe muss zu einem Zettel laufen, den sich durchlesen, sich merken, zu seinen Platz zurücklaufen und den anderen richtig mitteilen. Das Prinzip wird abwechselnd verfolgt, bis alle Sätze aufgeschrieben wurden sind. Und nun freut der Lehrer sich, da die Zeit zu knapp ist und kaum eine Gruppe alle Sätze hat bzw sich richtig gemerkt hat. (Schadenfreude ist bei uns tatsächlich an der Tagesordnung, vorallem wenn die Schüler versagen, die der Lehrer nicht leiden kann...)
======== laufdiktate wurden m. wissens urspünglich entwickelt, weil viele schüler (insbes. männliche, vgl. mein buch JUNGEN, MÄDCHEN - WIE SIE LERNEN) LAUFEND BESSER LERNEN. auch eines der experimente von LANGER (in meinem buch DAS INNERE ARCHIV, modul über lern-experimente) zeigt das, weil leute, die an einem poster vorübergehen hinterher mehr wissen, als die, die davor sitzen! aber daraus ein GEDÄCHTNIS-MARATHON zu machen und das ganze mit schadenfreude zu garnieren, ist nie das ziel gewesen. beim gehirn-gerechten laufdiktat würden die läufer zettel einsammeln (immer nur jeweils einen), der vom team als diktat geschrieben wird, ehe man den nächsten zettel holen darf, aber es ist keine gedächtnisübung. falls ich eine gedächtnisübung daraus machen wollen würde, würde ich eher besonders GUTE TEXTE nehmen (gute liedertexte, zitatel, berühmte reden) etc. deren inhalt wirklich be-MERK-enswert sind...
vfb

Ich würde mich über Antworten sehr freuen.
Mit Hochachtung

Romano S.