Gute Übersetzungen für die Schule? 1.9.07

Liebe Frau Birkenbihl, wir haben gleich nachdem wir Ihre super Videospots auf Ihrer Webseite entdeckt haben, damit angefangen. Zum einen machen mein Mann und ich jetzt selbst einen Versuch, er mit Französisch, ich mit Italienisch (für den Urlaub). Aber unser Sohnes lernt nun hervorragend nach Ihrer Methode. Wir nutzten die Frühlingsferien, um den VORSPRUNG einzurichten und es klappt prima. Nur ein Problem ist jetzt unlösbar, ich hoffe, Sie können helfen: Unser Sohn muß ständig lateinische und englische Texte in sog. „gutes Deutsch“ übertragen. Das hat ihn früher schon genervt, aber seit er nach Ihrer Methode arbeitet und hervorragend klarkommt, fällt es ihm noch schwerer, weil er absolut keinen Sinn darin sieht. Was soll ich ihm sagen?
========== He is right! Es liegt auch überhaupt kein Sinn darin. Es handelt sich um eine spezifische Fertigkeit, die manchen mehr liegt als anderen, aber mit dem Beherrschen der Sprache hat sie nichts zu tun. Experimente haben gezeigt, daß es keine Kausalität zwischen Übersetzungs-Übungen und der Fähigkeit, in der Sprache zu denken und zu sprechen gibt (wohl aber zwischen De-Kodieren und Kompetenz in der sprache!). Ich kenne viele ÜbersetzerInnen von denen die meisten die Sprachen nur gut lesen und übersetzen, nicht aber sprechen können. Während jene, die am liebsten kommunizieren, mit dem Übersetzen nichts anfangen können. Es sind andere Menschen, die am liebsten SCHRIFTLICH arbeiten als jene, die lieber HÖREN und selber SPRECHEN wollen. Aber darauf nimmt die Schule leider keine Rücksicht. Aber selbst jene, die nicht gerne übersetzen, sehen schon bald die Vorzüge des De-Kodierens (weil wir hier den Code brechen, hinter die Kulissen schauen sozusagen). Deswegen gehört ÜBERSETZEN in „gutes“ Deutsch für mich zum 5. Schritt (einer 4-Schritt-Methode!). Man muß dieses Training an den vierten Lernschritte ANHÄNGEN, wenn man diese eigenständige Fertigkeit üben muß, weil es an der Schule verlangt wird oder weil man Übersetzer werden möchte. Für das Beherrschen der Sprache ist es absolut NICHT NÖTIG, das hat Ihr Sohn ganz richtig erkannt. Ich kenne viele Polyglotte (mehrsprachige Menschen), die in je einer der Sprachen denken, sprechen, verstehen, lesen etc., aber die nicht „gut“ übersetzen können (was im Alltag nicht nötig ist, wenn ich eine Sache ENTWEDER auf deutsch ODER auf holländisch ODER auf englisch etc. ausdrücken kann).
vfb

 

8.9.07
Es wird den Sohn der Schreiberin freuen, dass er "right is". Aber für die Schule muss er doch Übersetzungen in gutes, richtiges Deutsch abliefern. Sonst stimmen die Noten nicht. Haben Sie da eine Motivations-Hilfe?
======= wenn übersetzen teilweise als AKTIVITÄT (schritt 4) stattfindet, NACHDEM man de-kodiert und aktiv und passiv gehört hat, kann es sogar sehr spannend werden. tatsache ist, daß die meisten sprachlehrerInnen früher gerne übersetzt haben, deshalb haben Sie wenig verständnis für schülerInnen, die viel lieber hören und sprechen trainieren würden. aber wenn man selbst das intellektuelle rätsel angeht und mit anderen schülerInnen vergleicht und sich fragt: wie kann man jene passage tatsächlich AM BESTEN ins deutsche übertragen und warum ist diese formulierung besser als jene, dann kann ein faszinierendes sprachspiel daraus werden...
vfb

RM