Autorenrechte für Witze? 13.3.06

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, Ich habe Ihr Buch über den Humor mit großem Interesse und mit Freude gelesen. Mich beschäftigt die Frage nach den "Autorenrechten" bei Witzen? Gibt es die? Witze in Ihrem Buch haben z. T. eine Quellenangabe, wenn Witze im Büro, bei Festen, auf der Straße, am Stammtisch erzählt werden, gibt es in der Regel keine Quellenangaben dazu.
===== wenn man sicherheitshalber sagt, wo man sie GEFUNDEN hat, ist man aus dem schneider (bei schriftlichem weitergeben. beim erzählen gibt niemand quellen an). denn falls jemand später kommt und sagt, der witz ist eigentlich aus einer anderen quelle, dann hatten Sie ja nur den FUNDORT bekannt gegeben. dies gilt für bes. originelle witze, die vielleicht noch neueren datums sind, im gegensatz zu "wanderwitzen", die wir schon aus der kindheit kennen, die lediglich "runderneurt" wurden. statt der kutsche ein auto, statt des zylinders ein baseball-cap etc., aber neue, frische witze - das ist ein FUNDORT nicht schlecht, auch für leser, die gerne weitere finden möchten...

Beim Hören von öffentlichen Vorträgen (Comedy, Büttenreden etc.) ist auch nicht immer klar, ob der jeweilige Witz diesem Künstler/Redner zuzuschreiben ist, lässt sich allerdings zu diesem Künstler und auf diese konkrete Situation zurückverfolgen.
===== wie gesagt, mit etwas fingerspitzengefühl sind manchmal FUNDORTE sehr hilfreich oder eine LISTE aller bücher, die an konsultiert hat, ohne angabe - auch ich habe nicht bei jedem witz die quelle gewußt, aber alle bücher im lit. verz. waren meine quellen für jene, die ich nicht selbst seit jahrzehnten kannte...

Inwieweit darf ich selbst Witze ohne Nennung des Autors (weil er in der Regel nicht bekannt ist) weiter erzählen, privat oder öffentlich (z. B. als Einstieg bei einem Seminar, in einer offiziellen Rede etc.)?
===== man kann eine rede immer beginnen mit einem zitat, oder einem witz, einer story, einer fabel, einem gleichnis etc. nur bei einem witz: vorsicht. ich habe davon abstand genommen. es braucht ein wenig GEMEINSAMKEIT, um GEMEINSAM zu lachen, und das hat der redner am anfang noch nicht etabliert mit der gruppe. daher erzähle ich keine witze mehr als EINSTIEG, wohl aber zwischendurch (inhaltlich passend) oder zum ausklang, da ist der gemeinsame nenner vorhanden, da kann man große lacher erzielen. beim einstieg kann es passieren, daß (fast) keiner lacht, dann kann es peinlich wirken. relativ früh im seminar kann aber die witz-beurteilungs-übung (aus dem buch) eingesetzt werden, so alle teilnehmer 5 (geschriebene ausgeteilte) witze auf einer skala von null bis (12, 100, wie Sie wollen) einteilen und bewerten sollen. dabei merken Sie schon, ob kleine lacher auftauchen oder ob die gruppe noch ziemlich steif ist und noch "fremdelt".

In Erwartung einer kompetenten Antwort, mit freundlichen Grüßen:
====== ha, ich hoffe, Sie konnten mit meiner antwort etwas anfangen??
:-))
vfb

Hans-Peter Vennen

Als kleines Dankeschön ein alter Witz aus Köln, hier ins Hochdeutscheübertragen:
Schääl (beim Optiker): "Ich brauche eine neue Brille."
Optiker (schaut zu ihm auf): "Kurzsichtig oder weitsichtig?"
Schääl: "Wenn es geht, durchsichtig!"
======= ja, das ist so einer, den ich aus meiner kindheit kenne....
vfb