Gymnasium oder Mittelschule? 24.2.06

Sehr geehrte Frau Vera F. Birkenbihl! Ich bitte Sie uns schnell mit Ihrer Meinung zu helfen! Ich verschlinge zunehmend mehr Erziehungsliteratur insbesondere zur Motivation beim Lernen. So habe ich kürzlich das erste Buch von Ihnen „ Jungen und Mädchen wie sie lernen“ gekauft und finde stark bestätigt, wie ich meine Kinder einschätze. Unser Problem ist, dass unser neun-jähriger Sohn in zwei Wochen die weiterführende Schule wählen muss. Hilfe! Bisher dachten wir immer: “Kommt Zeit, kommt Rat“. Bitte geben Sie uns Ihre Empfehlungen.
====== sorry, ich war einige tage abwesend, konnte also nicht unmittelbar auf Ihre frage reagieren.

Das Wichtigste in Stichpunkten:
========== habe Ihre lange aufzählung unten gelesen (und aus dem text herausgenomen) und zwar aus mehreren gründen:
1. ich bin kein therapeut und kann keine privat-diagnose bieten.
2. selbst wenn ich therapeutisch arbeiten würde, wäre keine ferndiagnose möglich, somit ist die lange beschreibung nicht sinnvoll in der wandzeitung.
3. alle länder, die pisa-mäßig besser dastehen, weigern sich, so früh wie bei uns die kinder zu trennen. wenn er noch eine weile dort bleiben kann, könnte es günstig sein, denn wenn Sie 2 wochen vor der entscheidung fremde hilfe beim entscheiden suchen, scheint er ja keine vorzeitige früh-indikation zu zeigen (wie gesagt, zu einem zeitpunkt, der von der entwicklung her ZU FRÜH ist, ist dies völlig ok, nur nicht in einem system wie dem unseren).
4. bedenken Sie zweierlei: jungen müssen in gewissen gruppen über lange zeit bleiben, um sich als gruppendynamische wesen entwickeln zu können. wenn er jetzt wechseln muß, um vielleicht später noch einmal umzupolen, verliert er jedesmal den klassenverband. wenn nicht 90% seiner jetzigen klassenkameraden weitergehen und er am liebsten mitgehen würde (davon haben Sie aber nichts erwähnt), könnte er mit seinen eher praktischen interessen dort besser aufgehoben sein.
5. es wäre vielleicht auch gut, zu versuchen, ihm zu helfen, gebiete zu erschließen, in denen er sich nicht mit der schwester vergleichen muß. gerade im praktischen bereich könnte er interessen haben, die sie nicht teilt.
6. wenn er hauptsächlich aufs gymnasium möchte, weil die schwester dorthin geht - glauben Sie, daß er jahrelang so fleißig sein möchte, wie in der letzten zeit, um die eingangsbedingungen zu schaffen? das war ein SPRINT, aber wird er auch die 5000 m. im hochleistungs-lernen schaffen (wollen)?
das sind fragen, die Sie sich und ihm vielleicht stellen wollen?

Wir hoffen, dass Sie uns weiterhelfen können und freuen uns auf Ihre Antwort!
===== wie gesagt, ich konnte einige tage lang meine mails lesen, manchmal gibt es projekte, die das verhindern. daher mußten Sie jetzt ca. eine woche lang warten. es tut mir wirklich leid.
vfb

Mit freundlichen Grüßen
Anke und Timo