Stilprobleme 7.11.05

Sehr geehrte Frau Birkenbihl, leider habe ich erst sehr spät von ihren Büchern erfahren. Um genau zu sein, erst durch die Recherche in der Universitätsbibliothek zum Thema Lernmethoden. Mit ihrer Methode konnte ich mich gut auf mein Vordiplom vorbereiten. Ich verwende hauptsächlich die Couvert-Technik, um mich in die Themen einzuarbeiten und dann auch zur Lernkontrolle.
Allerdings habe ich ein Problem, wofür ich in ihren Büchern leider noch keine Lösung gefunden habe: Stilprobleme. Das überrascht michallerdings nicht, da ihre Bücher nicht das Schreiben an sich behandelt. Ich arbeite schon sehr lange daran, mein "wissenschaftlichen" Stil zu verbessern. Die Anmerkungen meiner Dozenten ´machen mir aber klar, dass mein Stil nicht besser (eher noch schlechter) geworden ist.
====== achtung, der sog. wissenschaftliche stil in deutschland zeichnet sich meist durch UNLESBARKEIT aus, ich möchte Ihnen empfehlen, die korrekturen der besserwisser unbedingt mit leuten zu diskutieren, die ein gutes sprachgefühl haben. lassen Sie sich nicht zu dem NON-STIL zwingen, der in deutschland usus ist und gleich nach dem juristischen NON-STIL ist, den laien auch nicht verstehen (sollen).

Auch Rechtschreibung und Grammatik stellen ein Problem dar. Da ich ein Lesestudium (Soziologie) betreibe, kann es nicht daran liegen, dass ich zuwenig Lese. Lesen scheint mir also nicht weiterzuhelfen.
======= schreiben lernt man durch schreiben, reden halten durch reden.....

Schreiben hilft auch nicht. Ich benutze zwar eine Stilfibel, aber die ist allgemein für gutes Deutsch ausgelegt, nicht speziell für wissenschaftliches Schreiben.
======= Sie scheinen sich von der FORM-EBENE so vergewaltigen zu lassen, daß möglicherweise die fähigkeit, INHALTE GUT AUSZUDRÜCKEN leidet. man kann nicht mit der korrektur-im-nacken schreiben. man sollte erst auf inhalt SCHREIBEN und dann erst am stil arbeiten. unser schul- und ausbildungssystem aber legt zu viel wert auf FORM, weshalb ja so viele dünne (flache) inhalte dabei herauskommen (im doppelten wortsinn, vgl. buchmesse vor kurzem)

Was mache ich nun, wo das alles nichts nutzt??? Gehe ich zu gehirn-ungerecht vor? Meine Familie ist keine Hilfe für mich, da die meisten Legasteniker sind. Vielleicht haben sie einen guten Tipp für mich
======= 1. gute texte lesen (z.b. prof. OTTEN: Männer versagen: wichtige inhalte stilistisch gut zu lesen rübergebracht und das, wiewohl der mann soziologie-prof. in deutschland ist! gehen Sie sein buch durch, suchen Sie einzelne textstellen die Sie persönlich interessant finden und lassen Sie sich diese von freunden auf band lesen, und dann hören und lesen Sie abwechselnd. dann entwickeln Sie (eher unbewußt) ein gefühl für die art des aufbaus guter texte...
2. täglich schreiben, kurze texte: erst schreiben und dann über stil etc. nachdenken. lernen Sie die formale ebene von der inhalts-ebene zu TRENNEN... die form muß dem inhalt folgen, nicht umgekehrt!

(Bücher zum Thema?).
=== gabriele l. rico: garantiert schreiben lernen (notfalls auch gebraucht). aber auch bücher über schriftstellerei können extrem hilfreich sein, bei 2001 gibt es einige sehr gute, die sind inzwischen auch im internet...

Die Bücher zum wissenschaftlichen Schreiben problematisieren leider nur die äußere Form. Zitieren, Einrichten uws kann ich jedoch aus dem "FF".
===== deshalb lesen SIe die bücher über DAS SCHREIBEN von poulären texten, die können es sich nicht leisten, langweilige etc. zu sein....

Ich entschuldige mich schon im Vorraus für etwaige Sprachfehler.
====== in der wandzeitung geht es immer um INHALT, also ist form hier keine frage....

Vielen Dank für ihre Bemühungen
======== gern geschehen... hoffe, es kann ein wenig helfen...?
vfb

Sonja

17.11.05
Vielen Dank für Ihre Hilfe! Ich werde jetzt verstärkt schreiben. Guter Tipp für alle ist eigentlich ein weblog zu schreiben. Das ist so etwas wie ein öffentliches Tagebuch. Da kann man dann auch Rückmeldungen bekommen. Jeder der sich dafür interessiert kann Informationen bei 3Sat finden. Der Artikel heißt "Blogger - Journalismus leicht gemacht".
Sonja Diest
======= guter gedanke. stimme voll zu! ich habe als ich ernsthaft zu schreiben begann (1966) täglich mindestens eine stunde geschrieben und nach einigen monaten an 3 tagen die woche nur 10 min. geschrieben aber 50 minuten an älteren texten gearbeitet (redigieren). damals lernte ich auch einen extrem wichtigen schreiber-tip: texte LAUT vorlesen, drei mal. was man beim dritten mal überspringen möchte, HERAUSSCHNEIDEN. was uns beim 3. mal langweilt, langweilt leser beim ersten mal. dies gilt vor allem für texte, die ein publikum erreichen sollen (was bei wissenschaftlichen arbeiten nicht unbedingt der fall ist, haha.
vfb